Es war einmal...
Einst sah jeder Reisende, der mitten in Deutschland im thüringischen Apolda auf dem Bahnhof ankam und sich die Mühe machte, in Richtung Sulzaer Straße zu schauen, dort eine eigentlich sehr schöne Stadtvilla mit vielen Nebengebäuden stehen. Aber was waren das für Gebäude?
Dies ist die Geschichte einer der damals größten Automobilfabriken in Deutschland
Apolda wird zwar immer wieder als „Glockenstadt“ beworben, weil hier von 1722 bis 1988 Glocken gegossen wurden, die in die ganze Welt verkauft wurden. Zu DDR-Zeiten boomte hier auch die Industrie für Strick- & Wirkwaren. Daher gibt es auch ein Glocken- & Stadtmuseum, in dem natürlich die Geschichte des Apoldaer Glockengusses sowie der Strickindustrie erhalten wird.
Aber genauso wichtig - jedoch leider heute fast vergessen - waren die Apollo-Werke.
Glockentransport mit der Eisenbahn vorbei an den Apollo-Werken
In den Jahren von 1904 bis 1927 stellte man in Apolda Automobile unter den Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen her. Diese Fahrzeuge waren unter anderem wegen ihres relativ niedrigen Verkaufspreises und ihrer – auch im damaligen internationalen Rennsport bewiesenen – hohen Qualität erfolgreich.
1904 rollte der erste Wagen von „Ruppe und Sohn“ durch die Straßen von Apolda. Es war ein „Piccolo“.
Viele waren stolz und bewunderten das Fahrzeug, denn es war ein heimisches Produkt. Lediglich die Reifen, Lampen, Hupen und Spulen wurden zugeliefert - die anderen Teile wurden im Apollo-Werk selbst gefertigt. Anfangs verwendete man noch Vollgummireifen, welche keinesfalls unverwüstlich waren.
Somit müsste Apolda - eigentlich - „Glocken-, Stricker- & Autostadt“ heißen.
Abriss der Apollo-Werke 2017 - eine Ära geht zu Ende
Zu DDR-Zeiten wurde das Gelände zum größten Teil immer mehr dem Verfall preisgegeben.
2017 wurde damit begonnen, ein wichtiges Stück deutscher Automobilgeschichte zu zerstören.
Diese Seite soll die Apoldaer Apollo-Werke in Erinnerung halten.
Das wars, fast nichts mehr ist übrig.
Fotos: Hans-Ullrich Zeunert
Angeblich wurden die Steine und Säulen zu einem eventuellen Wiederaufbau irgendwo eingelagert.
Apollo-Werbung
Ein Apollo-Museum wäre unserer Meinung nach das mindeste gewesen, was Apolda zusteht.
Wenigstens wurde 2013 der damals neu gebaute Bahnhofs-Parkplatz Herrn Hugo-Ruppe gewidmet und auf ihm als Denkmal ein Holzmodell eines Apollo-Wagens installiert.
Bild: Johannes Wobus | momentaufnahme.org
Im "Hotel am Schloss" steht auch ein Piccolo zum Bewundern.
Leider sind auf den jährlichen Oldtimer-Treffen nur noch selten Fahrzeuge der Apollo-Werke zu sehen.